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Ihr
Blick offenbart ihre Hoffnungslosigkeit - durch Krieg und Seuchen wurden sie
um ein menschenwürdiges Dasein betrogen und haben all ihren Lebensmut
verloren. Andere Bilder zeigen erwartungsvolle schwarze Kindergesichter, die
den Mitarbeitern in den Suppenküchen ihre Blechteller entgegenhalten, um zwei- oder dreimal in der Woche
eine
nahrhafte, eiweißreiche Suppe zu bekommen.
Zum
hundertsten Mal fragte ich mich: Bin ich bereit, solches Elend mit
eigenen Augen zu sehen? Wie werden wir -
ein Team von 18 Bibelschülern und
Absolventen aus dem wohlhabenden Westeuropa - den Anblick so maßlosen Leids
verkraften? Wenn ich im Fernsehen Berichte aus Katastrophengebieten verfolgt
habe, war ich ergriffen und voller Mitleid für diese armen Leute - doch
schon relativ schnell habe ich sie wieder vergessen. Aber nun sollten wir an
einen solchen Ort fliegen, um dort für kurze Zeit ein kleines Team zu
unterstützen, das jahraus, jahrein auf ein Leben in der Zivilisation
verzichtet, um verwaiste Kinder, Kranke und Hungernde zu versorgen...
Nach
unserer Ankunft in Johannesburg verbrachten wir zunächst ein paar Tage
auf der Missionsbasis, putzten
Dutzende von Sprossenfenstern und halfen bei der Fertigstellung von christlicher
Literatur in portugiesischer Sprache. Dann flogen wir weiter nach
Mozambique, wo wir von einem Transporter abgeholt und in das Hilfswerk gebracht wurden.
Der Gründer hatte acht Jahre zuvor mit dem Bau des
Waisenhaus-Projekts begonnen, und heute stehen dort mehrere Gebäude aus
selbstproduzierten Zementziegeln mit Stroh- oder Wellblechdächern, in
denen die Kinder mit ihren Pflegemüttern und das Personal untergebracht
sind.
Wir
wurden je nach Begabung in verschiedene Bereiche eingeteilt: Unsere drei
Krankenschwestern konnten in der Klinik
wertvolle Hilfe leisten, andere arbeiteten an Bauprojekten mit. Wir
flochten Körbe, sortierten Kleidung, räumten Lagerhallen um und
pflanzten insgesamt etwa 5000 Frühlingszwiebeln. Die beiden Elektriker
reparierten defekte Geräte und installierten eine vom Hauptgenerator
unabhängige Stromversorgung für das Krankenhaus - und mussten außerdem
für die Stromleitung einen über 100 Meter langen Graben ausheben!
(Werkzeuge stehen dort nur begrenzt zur Verfügung.) Seite an Seite arbeiteten wir mit Einheimischen
und lernten uns mit ihnen per Zeichensprache zu verständigen. Ein paar
Brocken "Tshitsua" und ein afrikanisches Lobpreislied konnten
wir am Ende auch.
Das
einprägsamste Erlebnis für uns alle waren die Einsätze in den
nahegelegenen Suppenküchen. Eine Gruppe von uns, die Krankenschwester des
Projekts und ihre Übersetzerin begleiteten den Pastor und seine Frau zu den
Dörfern, wo schon früh am Morgen das Suppenfass vorbereitet worden war.
Drei Stunden dauerte es, bis die 200 Liter Wasser im Ölfass zu kochen
begannen, dann wurde das Suppenpulver eingerührt. Anschließend musste die
Suppe noch zwei Stunden weiterkochen, bis sie fertig war. Als wir ankamen,
waren die Kinder schon da und warteten. Der Pastor und seine Frau nutzten
die Zeit, um mit den Kindern zu singen und ihnen von Jesus zu erzählen.
Auch wir "Malungos" (die Weißen) waren eingeladen, ein paar
deutsche Kinderlieder für sie zu singen. Anschließend spielte das Pantomime-Team
ein lustiges und ein evangelistisches Stück, das der Pastor danach
kommentierte. Noch bevor die Suppe ausgeteilt wurde, konnte er mit etlichen
Kindern beten, die ihr Leben dem Herrn Jesus Christus weihen wollten.
Als
endlich die Suppe verteilt wurde, stellte man die Kinder hintereinander auf,
wo sie zu unserem größten Erstaunen geduldig stehenblieben, bis sie
endlich an der Reihe waren. Da gab es kein Gedränge, kein Gerangel, kein
Geschrei. Die Schöpfkelle war eine Cola-Dose mit Holzstiel, die Teller der
Kinder spotteten zum Teil jeder Beschreibung. Als Löffel benutzten sie
Blätter von den Bäumen - und trotz alledem aßen sie voller Dankbarkeit
ihre Portion und murrten nicht über ihren Geschmack oder dass es
"schon wieder Hühnersuppe" gab. Uns konsumverwöhnten Europäern
gibt ein solcher Anblick wirklich sehr zu denken, und man beginnt so manche
private "Glaubensprojekte" ernsthaft zu hinterfragen, die man
bisher als überaus lebensnotwendig betrachtet hat.
Wir
alle sind uns einig: Dieser Sozialarbeitseinsatz hat unser Leben
verändert. Wir haben nicht nur eine andere Kultur gesehen und
"ungewöhnliche" hygienische Verhältnisse kennen gelernt. Jeder
von uns hat dort Dinge erlebt, die sein Leben sehr bereichert haben. Die
tatkräftige, göttliche Liebe, mit dem sich das Team vor Ort
der Ärmsten der Armen annimmt, hat uns tief beeindruckt und in unserem
eigenen Herzen viel Raum gewonnen, so dass wir mit einem neuen
Verständnis für die enorme Wichtigkeit und Dringlichkeit von
missionarischer Arbeit nach Hause gehen konnten.
Wenn
wir jetzt Bilder und Berichte aus Schwarzafrika sehen, packt es uns, und
wir können nicht anders als uns selbst und andere auffordern: Tun wir
etwas! Wer nicht selbst gehen und mithelfen kann, der
unterstütze Missionare und Dienste, die es tun!
Mission
ist der Herzschlag Gottes, denn Er hat für jeden Menschen Seinen Sohn
gegeben, auch für den, der im entferntesten Busch ein kümmerliches Dasein
fristet. Auch er muss die Frohe Botschaft des Evangeliums hören - die Gute
Nachricht, dass Jesus gekommen ist, die Blinden und Gelähmten zu heilen,
die Gebundenen in Freiheit zu setzen und auch ihnen ewiges Leben zu geben.
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